Finger weg von meinen Daten – Oder warum mit Nutzerdaten sorgsamer umgegangen werden sollte.

Was hat man sich bei O2 nur gedacht, als man die Idee aus der Taufe gehoben hat, Bewegungsdaten von deutschen O2 Kunden anonymisiert vermarkten zu wollen…Dieser Shitstorm war doch schon vorprogrammiert. Aber er zeigt auch etwas Anderes: Die Menschen erkennen so langsam, dass sie und ihre Daten zu einer Ware geworden sind, mit der sich viel Geld machen lässt.

Marketers ersinnen immer neue Wege noch besser, noch genauer sich auf ihre Zielgruppen zu stürzen…Streuverluste sollen minimiert werden und damit die Effizienz der eingesetzten Euros im Marketing-Budget erhöht werden. Im ersten Denkansatz nicht die schlechteste Idee. Dummerweise geht das nur, indem man immer mehr Daten zu einer Person sammelt. „Der Gläserne Mensch“…früher ein Horror-Szenario der Datenschützer…heute längst Realität. Wer immer noch denkt er könne sich unentdeckt durch das WWW bewegen mit Proxies und weiß der Geier für Tools die die Computer-BILD für lau raus haut, der hat leider die Zeichen der Zeit nicht so ganz gedeutet bzw. den G(oogle)-Zug übersehen der ihn gerade überrollt hat.

Was ich mich immer frage ist: Brauch man diese ganzen Daten eigentlich um Produkte besser zu vermarkten? Ich versuche mal meine Gedanken anhand eines Beispiels zu erklären:

Ein Fischer fängt Fische….ok, das bringt dieser Beruf so mit sich. Früher ist er dazu ins Boot gestiegen hat sich anhand der Sterne orientiert, auf seine Erfahrung die ihm sein Vorgänger oder Vater beigebracht hat und hat sein Netz ausgeworfen. Dann hat er gewartet…und irgendwann hat er das Netz eingeholt. Der Fang war dann mal gut…mal weniger gut. Danach ist er wieder nach hause gefahren. Hat die Fische zum Markt getragen und damit seine Familie versorgt. Ende gut, alles gut.

Heutzutage fährt der Fischer nicht mehr mit seinem Boot so einfach raus…er hat ein Sonar, Radar…keine Ahnung was noch an Bord. Er fährt auch nicht mehr alleine raus…sondern gleich in einer Armada…die Netze sind dicht gestaffelt…teilweise hunderte Meter breit, lang …keine Chance mehr das da ein Fisch abhauen kann. Die Fische werden dann schon an Bord more or less zu Fischstäbchen verarbeitet und an Land warten schon die Discounter mit LKWs die dann binnen 24 Stunden alles mögliche an Fisch in die Gefriertruhen der Märkte transportieren.

Und jetzt kommt die Krux an der Sache: Dadurch das wir immer bessere Netze haben…immer effizienter fischen…haben wir immer mehr das Problem das immer weniger Fische da sind. Ich muss nicht mal bei Greenpeace sein, um zu wissen das wir immer mehr Fische raus ziehen, als da draußen in den Meeren nachwachsen. Und irgendwann ist dann halt mal Feierabend…dann gibt s nur noch Zuchtfisch zu horrenden Preisen, die sich nur noch eine Elite-Schicht leisten kann. Ätsch Bätsch! Heute kein Foto für dich…sorry!

Ok, nach diesem unfreiwilligen Appel: „Esst nur noch Öko-Fisch“ …. zurück zum Thema.

Was ich damit sagen will: Je mehr und je spezieller die Aktionen zur Optimierung der Marktforschung werden….je besser der Kunde analysiert wird…desto größer wird seine „Abwehrhaltung“ gegenüber dem „Neuen“. Ich beobachte immer mehr das in meinem direkten Umfeld die Leute anfangen ihre Klarnamen bei Facebook in „Nicknames“ wieder umzuwandeln. War es noch vor Jahren hipp einen Nickname zu haben, wurde dies in Zeiten von XING, Facebook und Linkedin immer verpönter. Das Internet wurde plötzlich zur Visitenkarte für den Job…und mit „SweetTinkabell1985“ konnte man sich schon ziemlich blamieren. Jetzt auf einmal geht der Trend wieder genau dahin. Wer´s nicht glaubt, der prüfe einfach mal seine Facebook-Freundesliste über 8 Wochen hinweg, und führt mal Statistik über Klarnamen vs. Nicknames.

Ich möchte ehrlich gesagt auch nicht ganz gläsern sein. Ok, die erste Seite bei Google wenn man nach meinem Namen sucht gehört fast nur mir. Aber das wollte ich auch. Dafür war ich bereit Daten preis zu geben, mich in Portalen anzumelden etc. Aber die meisten Menschen wissen das nicht. Die haben kaum eine Ahnung was man über sie schon alles weiss, während sie im WWW umher surfen. Wenn man jetzt auch noch anfängt den „Schutzdamm – Vier Wände“ nieder zu reissen…wenn man sich mehr und mehr daran macht auch die Daten zu sammeln und zu analysieren wenn der heimische Computer aus ist, man aber im Café um die Ecke sitzt und plötzlich Werbung für das Café gegenüber bekommt, weil der mit nem 2 für 1 Preis wirbt…dann stellen sich selbst mir als Werber die Nackenhaare auf. Dann würde ich dem Mobilfunk-Anbieter in den Hintern treten das er wie weit fliegt und mich zum Nächsten begeben in der Hoffnung das dieser mit meinen Daten etwas „sorgfältiger“ umgeht.

Mehrwert durch Erfahrung

Die Menschen beginnen zu erkennen, das Sie und ihre Daten einen „Wert“ haben, und den gilt es zu schützen. Im Moment mag das noch eine verschwindend geringe Menge sein, aber ich prognostiziere das sich diese Menge an Menschen in den kommenden Monaten/Jahren drastisch erhöhen wird. Im Extremfall (ich male mal so ein aapokalyptischesSzenario) werden die Leute zu „Technik-Verweigerern“ die noch ein Telefon zuhause stehen haben und wenn überhaupt ein Firmenhandy akzeptieren.

Nein, es sollte umgedacht werden…so wie bei den Fischern. Weniger Analyse…mehr handwerkliches Können. Die Werber in den 70ern hatten auch keine Bewegungsdaten…und sie hatten auch nicht den Berg an Statistiken und Marktforschungs-Instrumenten wie sie uns heute zur Verfügung stehen. Sie hatten aber eine sehr gute Ausbildung, einen geschärften Sinn und ein „gutes Händchen“. Dahin sollte die Reise meiner Ansicht nach gehen. Produkte können auch über ein gutes Marketing und eine gute Idee verkauft werden…und nicht a la Google Glasses in meiner Brille auftauchen, nur weil ich gerade an einem Laden vorbei gehe, der das Produkt auf Lager hat.

Ansonsten können wir auch gleich mit Dynamit fischen gehen.

Meine 5 Cent.

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